STRESS KENNEN WIR ALLE – Aber wie damit umgehen? Die Einen schalten komplett ab, die Anderen drehen so richtig auf. Von den Höhen der Stresslevels in die Tiefen unseres Innenlebens – kann das funktionieren? Ja, durch Meditation. Viele, und insbesondere Männer, wollen damit aber nichts zu tun haben.
Sie halten Meditation für esoterisches Geklingel oder einfach für langweilig, gemäß dem alten Witz, in dem der eine den anderen auffordert: „Geh doch in dich!“ Und der erwidert: „War ich schon, ist auch nichts los …“ – Das Schöne an der Meditation ist aber, dass wir unseren Stress sozusagen „aussitzen“. Wir können geradezu dabei zusehen, wie er sich totläuft und in Luft auflöst. Ein hoher Stresspegel ist auch nur ein Kurvengipfel: Irgendwann muss er wieder herunterkommen. Die Betriebsamkeit der Außenwelt außen vor lassen, in der eigenen Innenwelt Ruhe und Ausgeglichenheit (wieder)finden – das soll genauso wirksam gegen Stress sein wie alle Action dieser Welt. Mit Sicherheit ist es preisgünstiger als Mitfahrgelegenheiten in Porsches oder MiGs – siehe weiter unten –, denn man braucht dazu nichts weiter als eine Matte und seine eigene Präsenz.
Als Bonus der Meditation fällt unter Umständen – ganz im Sinne des Buddha – etwas weitgehend Unbekanntes ab: Tuchfühlung mit sich selbst. Nur, wer tut das schon, so ganz ohne Anleitung? Doris Schinagl, Fachfrau in der einschlägig spezialisierten PRAgentur Angelika HermannMeier, sagt: „Im Unterschied zu Frauen schaffen es die meisten Männer nicht, sanftere Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga in ihr Alltagsprogramm zu integrieren. Sie sind gut im Erfinden von Ausreden und maximal bereit, Sport zu machen – selbst wenn sie eigentlich eine tiefgehende Entspannung bräuchten. Die einzige Möglichkeit, Männer in diese Richtung zu bringen, sind Meditations retreats oder kurse im Rahmen eines Urlaubs.“ Der Linzer Veranstalter Indigo urlaub hat etliche Meditationsreisen nach Spanien, Österreich, Griechenland und Schweden speziell für Gestresste im Programm. Bei jeder dieser Reisen wird nach einer bestimmten Technik vorgegangen, seien es die buddhistischen Richtungen Vipassana bzw. Zen oder die Achtsamkeitsmeditation MBSR (MindfulnessBased Stress Reduction).
Es geht dabei um Techniken zur Reduktion von und den Umgang mit Stress, die Erlangung von Ausgeglichenheit sowie um Hilfestellungen, wie man das Erlernte und Erlebte auch nach der Rückkehr in den Alltag weiter für sich nützen kann. Typische Stressthemen werden beispielsweise auf einer mallorquinischen Finca im Rahmen eines MBSRMeditationsKompaktkurses gezielt angegangen, weshalb dieser auch gerne von Führungskräften gebucht wird. In der mittelschwedischen Ortschaft Åmot wiederum hat man Gelegenheit, sich eine Woche lang mit Achtsamkeit zu beschäftigen und Techniken der Stressbewältigung zu erlernen. Die Stille und Schönheit der Natur ringsum tun das Übrige, um die Teilnehmer komplett „runterkommen“ zu lassen. Im Healing Resort Kamalaya auf Koh Samui schließlich, das immer wieder „Best of Asia“Preise einheimst, wird das Thema Heilen ganz methodisch durch Stress und BurnoutCoaching angepackt. Die Schwerpunkte liegen auf gesunder Ernährung, natürlicher Lebensweise und persönlichem StressManagement. Zusätzlich ist das Kamalaya aber auch ein ausgesprochen luxu riöses Resort.
LASS ES RAUS!
Trotzdem: Meditation und andere asiatische Entspannungs und Selbsterkenntnistechniken sind ein Minderheitenprogramm und werden das auch bleiben. Vor allem Männer tendieren dazu, ihren Stress auszuagieren – und tun damit instinktiv genau das Richtige. Der Haken an der Sache ist, dass wir, insbesondere im Berufsleben, nicht immer die Möglichkeit dazu haben.
Also konkret: Wenn wir unter Druck stehen, angespannt sind, können wir unseren Vorgesetzten oder Kunden deshalb nicht gut anschreien (und uns danach besser fühlen). Was wir aber sehr wohl tun können, ist, den „schlechten“ Distress in Eustress umzuwandeln. Eustress ist positive Anspannung, die wir sogleich ausagieren. Wir erleben etwas, das uns Freude macht, das unter Umständen auch nicht ganz unriskant ist. Daher sind wir hochkonzentriert, mit dem willkommenen Nebeneffekt, dass unsere Alltagssorgen quasi weggeblasen sind. Zugleich sind wir auf und angeregt und fühlen uns lebendig. Die Silbe „eu“ kommt aus dem Altgriechischen und steht für gut, glücklich usw., sie findet sich auch im Wort „Euphorie“. Diese und Eustress kommen im Beruf nicht unbedingt alle Tage vor, aber die gute Nachricht ist: Wir können sie selbst auslösen, indem wir etwas erleben. Aber was? Der Deutsche Jochen Schweizer hat sich da einiges einfallen lassen. Seine Firmengruppe bietet außergewöhnliche Erlebnisse an, die uns aus unserem Alltag hinauskatapultieren.
Die „Credibility“ dazu hat Schweizer ja durchaus: Der frühere Kajakfahrer und Stuntman hat Bungeespringen Ende der achtziger Jahre populär gemacht und eine ganze Reihe von entsprechenden Anlagen in Europa aufgestellt, ehe er sein Geschäftsfeld auf so gut wie alle Aktivitäten ausdehnte, bei denen man sich so richtig „spürt“. Allein für Männer werden 1.000 Erlebnisse in Form von Erlebnisgutscheinen angeboten, da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. Die Überlegung dahinter, laut Schweizer: An einem normalen Geschenk erfreut man sich vielleicht eine Weile und legt es dann geistig ab. Zudem ist beispielsweise selbst exklusive Kleidung nichts wirklich Individuelles, denn andere tragen sie auch. „Wenn ich hingegen etwas erlebe, ist das meine höchstpersönliche Erfahrung.“ Ein authentisches Erlebnis, bei dem einem das Adrenalin durch die Adern schießt, vergisst man sein Lebtag nicht mehr. Was schenken Frauen ihren Männern so, das den „großen Jungen“ in ihnen weckt? Am beliebtesten sind im Augenblick Fallschirmspringen im Tandem, eine OffroadChallenge in Mercedes G Trophyfahrzeugen, Bungeespringen, Gleitschirmflüge im Tandem und Flüge im Helikopter sowie im Ultraleichtflugzeug, wobei diese mit dem Knüppel in der Hand selbst zu steuern sind – aber natürlich schon mit einem Piloten an der Seite. Jungenträume vom Fliegen und Fahren also.
DER PORSCHE-PILOT IN UNS
Und nachdem so gut wie jeder Mann tief in sich drinnen ein PorscheFahrer ist, gibt es auch die Möglichkeit, als CoPilot im 911 GT3 Renntaxi mitzufahren (in Österreich am Salzburgring sowie am Red Bull Ring). „Renntaxi“ hört sich harmloser an, als es ist, es handelt sich immerhin um ein komfortmäßig abgespecktes 475 PSGerät, das sich in 3,5 Sekunden auf 100 km/h hochzwirbelt und erst weit jenseits der 300 km/h nachgibt.
Da tut sich was! Es sind Minuten des Schreckens, die man da durchmacht, während man in aberwitziger Geschwindigkeit über die Rennstrecke presst und auf Kurven zujagt, aus denen man unerwarteterweise wieder lebend herauskommt – aber auch Minuten, in denen man sich in Sicherheit wiegt, denn man tut es an der Seite eines erfahrenen, Vertrauen einflößenden Piloten. Beides zusammen löst eine unfassbare jubelnde Euphorie aus, wie man sie bis dahin selbst nicht kannte. Man entsteigt dem Boliden mit schlotternden Beinen und der Dankbarkeit, festen Boden unter den Füßen zu haben.
Der Schreiber dieser Zeilen weiß, wovon er spricht, denn er hat es selbst einmal an der Seite des großen Walter Röhrl erlebt, der ihm zum Abschied sagte: „Was ein Porsche wirklich kann, merkt man erst im Grenzbereich. Da kommt der Laie gar nicht erst hin, der fährt das nicht mal zu vierzig Prozent aus!“ Wahre Worte, aber probieren wird man’s ja noch dürfen, beispielsweise am Steuer eines echten FormelRennwagens. Am Nürburgring werden Formeltrainings verschiedener Niveaus vom Starter bis zum Professional angeboten. Man sitzt selbst am Steuer, und der MonocoqueRenault hat genügend Saft in sich, um eine Beschleunigung von unter 4 Sekunden auf 100 km/h und eine Spitze von 240 km/h zuzulassen.
Auf die Strecke wird man allerdings nicht ohne gründliche Instruktion und Einhegung durch professionelle Betreuer losgelassen – besser für alle Beteiligten! Die Formeltrainings werden auf der offiziellen GrandPrixStrecke abgehalten. Wie sich hingegen die Nordschleife anfühlt, die ja im Motorsport als das Maß aller Dinge gilt, lässt sich auf den Sportfahrertrainings der Nürburgring Driving Academy erleben. Die Instruktoren optimieren die Technik ihrer Schützlinge – die im eigenen Wagen fahren – so weit, dass sie schließlich ihre Ideallinie durch die „grüne Hölle“ mit ihren 20,8 km Länge und 73 Kurven finden.
AM RANDE DES ALLS
Auf der Rennstrecke mit 200+ km/h bolzen, schön und gut – aber was ist das gegen eine MIG? Bei der sind Spitzen von Mach 2,25, sprich knapp 2.400 km/h, drinnen. Das Zürcher Unternehmen MiGFlug hat den Stratosphärenflug mit der MiG29 im Talon.
Um die zu besteigen, muss man sich zwar ins russische Nischni Nowgorod bemühen und 16.500 Euro ablegen, bekommt dafür aber ein Erlebnis, das unter Sterblichen ziemlich einzigartig sein dürfte. Denn nicht nur Geschwindigkeit und Donnergrollen der MiG sind durchaus eindrucksvoll, sondern vor allem die Flughöhe: Bis zu 22 km geht es in die Stratosphäre, das ist eine Dimension, in der man zu sehen bekommt, wie sich die Erde krümmt. Da unten wölbt sie sich schön durch den Atmosphärenschleier hindurch, während sich über uns der Himmel dunkel einfärbt.
Über uns nur noch das All – wenn nicht gerade ein Loop geflogen wird, der die Verhältnisse umkehrt. „Edge of Space“, wie sich das Abenteuer nennt, ist diesfalls keine Übertreibung. Wie bei den vergleichsweise harmlosen HeliMitflügen hat man auch hier Gelegenheit, den Steuerknüppel zu betätigen. Ob man dazu auch Lust hat?
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